Feierliche Übergabe der "Qirox Robot Factory" der Firma Cloos GmbH und der IHK Lahn-Dill an die Gewerblichen Schulen - Dezember 2019
Roboterzelle beschert Gewerblichen Schulen einen Festtag
Ein Bericht von Sascha Valentin
Die Gewerblichen Schulen Dillenburg bieten künftig einen Kurs „Industrie 4.0“ an, der die Teilnehmer speziell auf die Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung in vielen Unternehmen vorbereiten soll. Unterstützt wird sie dabei von der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill und der Firma Carl Cloos Schweißtechnik aus Haiger, die der Schule eine eigene Roboterzelle für die Ausbildung zur Verfügung gestellt haben. „Deutschland hat keine Rohstoffe. Unser Vorsprung für die Zukunft ist das Wissen und diesen Vorsprung dürfen wir nicht verspielen“, verdeutliche IHK-Präsident Eberhard Flammer die Bedeutung einer fundierten und umfassenden schulischen und beruflichen Ausbildung. Das dafür nötige Rüstzeug könne nur im Zusammenspiel mehrerer Kräfte bereitgestellt werden, wie der vorliegende Fall beweise. Flammer sprach dabei vom „Dillenburger Modell“, bei dem Schule, IHK und Unternehmen an einem Strang zögen, um den Schülern und Auszubildenden beste Voraussetzungen für ihre Ausbildung zu bieten. Die Gewerblichen Schulen spielten dabei eine bedeutsame Rolle, so Flammer weiter. Immerhin schickt die IHK jedes Jahr rund 250 neue Schüler dorthin, was rund einem Fünftel aller neuer Auszubildenden im gesamten Bezirk entspricht. „Net nur schwätze, sondern mache“, hob auch Landrat Wolfgang Schuster die Stärken der Zusammenarbeit der verschiedenen Seiten im „Dillenburger Modell“ hervor. Die Wirtschaft befinde sich in einem stetigen Wandel und die Geschwindigkeit dieses Wandels habe in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorm zugenommen. Wer dabei mithalten und nicht überrannt werden wolle, müsse die Gestaltung der Zukunft selbst aktiv in die Hand nehmen und sich um gut ausgebildete Mitarbeiter kümmern, so Schuster. Burkhard Schneider, Studiendirektor der Gewerblichen Schulen Dillenburg und dort auch zuständig für den Bereich Industrie 4.0, sprach anlässlich der Übergabe der Roboterzelle sogar von einem Festtag für die Einrichtung. Schon jetzt sei die Dillenburger Schule die einzige in Hessen, die über eine so genannte CP-Factory (Cyber Physical) verfüge, die den gesamten Prozess einer digitalen Fertigung abbilde. Durch das neue Robotersystem werde das Kompetenzzentrum für Digitalisierung an der Schule weiter aufgewertet. „Wir sind auf der Überholspur“, freute sich Schneider und richtete seinen Dank für diese Entwicklung auch gezielt an den Landkreis, der in den vergangenen Jahren über 14,2 Millionen Euro in seine Gewerblichen Schulen investiert hat, davon 1,7 Millionen in deren Ausstattung. Zweimal im Jahr will die Schule laut Schneider einen entsprechenden Kurs „Industrie 4.0“ anbieten – den nächsten ab Anfang März kommenden Jahres. Von den 16 Teilnehmerplätzen seien noch einige wenige frei, so Schneider.
Modulares Robotersystem: Qirox Robot Factory
„Als Hightech-Unternehmen legen wir großen Wert auf eine fundierte Ausbildung, um unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern“, betonte Cloos-Geschäftsführer Sieghard Thomas. Die Qirox Robot Factory, die sein Unternehmen den Gewerblichen Schulen zur Verfügung gestellt hat, helfe dabei, diese Ausbildung weiter zu verbessern. „Das Schulungs- und Experimentiersystem bietet Auszubildenden dabei einen schnellen und einfachen Einstieg in die Robotertechnik“, erklärte Andreas Schmelzer, Leiter der gewerblich-technischen Ausbildung bei Cloos. Der Vorteil des Systems liege sicherlich in dessen modularem Charakter, der eine Vielzahl verschiedener Anwendungen ermögliche. Da die verschiedenen Module in in einzelnen Komponenten montiert sind, können sie leicht transportiert, ausgetauscht und montiert werden. So ist es beispielsweise möglich, mit einer Komponente Anwendungsfälle aus dem Bereich Logistik nachzustellen und mittels eines Programms den Robotergreifarm dazu zu veranlassen, herumstehende Kisten zu suchen und diese in ein Lagersystem einzulagern. Durch den Austausch der entsprechenden Komponente wird dieselbe Zelle hingegen zu einem simulierten Schweißroboter, der ebenfalls für verschiedene Aufgaben programmiert werden kann. Doch es gibt noch eine Besonderheit bei der Trainings-Roboterzelle: Sie wurde von den Cloos-Auszubildenden des zweiten bis vierten Lehrjahres gebaut. Der Technische Produktdesigner und Studium Plus-Student Paul Gudelius war dabei als Projektleiter für Konzeption und Konstruktion des Robotersystems verantwortlich. Fünf weitere Auszubildende und Studierende, darunter Mechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker haben die Qirox Robot Factory dann gemeinsam innerhalb weniger Wochen in der Cloos-Ausbildungswerkstatt montiert. Bei der Zelle handelt es sich um ein komplett geschlossenes System, bei dem alle Türen und Öffnungen abgeschlossen werden können. Das ist vor allem deswegen nötig, weil die Zelle in einem öffentlichen und frei zugänglichen Bereich der Schule steht. Herzstück der Roboterzelle ist ein 6-achsiger Knickarmroboter mit einer Traglast von vier Kilogramm. Neben dem Greifer für Handling-Aufgaben und dem Brenner für Schweißsimulationen sind spätere Erweiterungen mit geringem Aufwand möglich.
Festtag für die Gewerblichen Schulen in Dillenburg: Dank der Zusammenarbeit zwischen Kreis, IHK und der Firma Cloos Schweißtechnik konnte dort eine Roboterzelle zu Ausbildungszwecken in Betrieb genommen werden