Studierende der Fachschule beschäftigen sich mit Würde, Verantwortung und Partizipation
Projekt: „Königlich - Die Würde des Menschen ist unantastbar: 75 Jahre Grundgesetz im Fokus von Menschen- und Kinderrechten"
Am 20. November, dem 32. Kinderrechtetag, begann an der Fachschule für Sozialwesen ein Projekt, das Studierende des Schwerpunktes „Gestalten“ in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen wird. Unter dem Motto „Würde – Kinderrechte – Menschenrechte, Grundgesetz“ setzen sich die angehenden pädagogischen Fachkräfte kreativ und projektorientiert mit den Rechten von Kindern und fundamentalen Menschenrechten auseinander. Ziel ist es, diese Begriffe aus sozialer Perspektive zu erfassen und kreativ und reflektiert zu bearbeiten.
Eine Sensibilisierung für das Thema Adultismus ist besonders wichtig, um angehende Fachkräfte zu schulen. Adultismus beschreibt die Diskriminierung von jüngeren Menschen durch Erwachsene, die ihre Macht ausnutzen, um die Meinungen, Bedürfnisse oder Rechte von Kindern und Jugendlichen zu ignorieren oder abzuwerten. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn Erwachsene die Ansichten von Kindern und Jugendlichen bei Entscheidungen, die sie betreffen, nicht einbeziehen, oder wenn sie diese aufgrund ihres Alters herabsetzen und ihnen keine Verantwortung zutrauen.
Der Unterricht ist interdisziplinär und verfolgt einen kreativen, projektorientierten Ansatz. Die Studierenden recherchieren und arbeiten in Einzel-, Partner- und Gruppenaufgaben zu den Themen Würde, Verantwortung und Miteinander.
Hier einige Zitate der Studierenden:
Michelle: „Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Kinderrechte und Würde werden wir für diese Themen sensibilisiert. Dies ermöglicht es uns, in der Praxis zu beobachten, wie sie im pädagogischen Alltag umgesetzt werden – oder zu reflektieren, inwieweit sie vernachlässigt oder nicht ausreichend beachtet werden.“
Melanie: „Durch den Projektprozess können wir eine pädagogische Haltung entwickeln, die auf den Prinzipien der Kinderrechte basiert, und den Kindern aktive Teilhabe- und Mitbestimmungsmöglichkeiten bieten.“
Olivia: „Unser Ziel ist es, herauszufinden, inwieweit Kinder aktiv und altersgerecht an Entscheidungsprozessen teilnehmen können und wie Kinderrechte in der Praxis tatsächlich umgesetzt und gelebte Realität sind.“
„Wir möchten den Studierenden die Möglichkeit geben, die theoretischen Grundlagen des Grundgesetzes, der Kinderrechte und der Menschenrechte in einem konkreten, kreativen Kontext zu erleben“, so die Lehrerin Frau Dehmer als begleitende Lehrkraft.
Kooperation mit dem Künstler Ralf Knoblauch
Ein besonders spannendes Element des Projekts ist die Zusammenarbeit mit dem Künstler und Diakon Ralf Knoblauch, der der Gruppe eines seiner Kunstwerke – eine seiner Königsfiguren – zur Verfügung stellt.
Seine Könige symbolisieren Würde und Verantwortung und werden sowohl die kreativen Arbeiten der Studierenden inspirieren, als auch eine zentrale Rolle in der abschließenden Ausstellung spielen. Die Könige wurden bereits in der katholischen Kirche in Dillenburg ausgestellt und fanden dort großen Anklang.
Herr Knoblauch freut sich, dass seine Werke in diesem Kontext zum Nachdenken anregen. In seinen Königsfiguren kombiniert er eine starke und zugleich fragile Symbolik, die nicht nur Macht, sondern auch innere Stärke und Selbstachtung verkörpert. Der König wird dabei als Symbol des Menschen dargestellt, der trotz seiner Macht mit Zweifeln und Verletzlichkeit konfrontiert ist. Diese Kontraste regen zur Reflexion über die Würde des Individuums an – sowohl in seiner Stärke als auch in seiner Verwundbarkeit.
„Kreativität bietet eine einzigartige Möglichkeit, abstrakte Themen wie Menschenrechte und Würde greifbar zu machen“, so die Lehrerin Frau Bender, die den Projektprozess ebenfalls begleitet.
Das Sekretariat als Herberge des Königs, wenn er nicht in einem Unterricht unterwegs ist, rutscht in den Vordergrund
„Die drei Königinnen des Sekretariates“ haben den König von Herrn Knoblauch beherbergt, damit er einen guten Ort hat um sich auszuruhen von den Zeiten, wo er im Unterricht als Symbol für Würde und Verantwortung fungiert. Hier ist immer jemand anwesend und der König steht sicher und ist jederzeit abholbereit.
Als Nebenprodukt und nicht geplant kamen durch den „Herbergsort Sekretariat“ weitere Themen neben den kreativen und theoretischen Auseinandersetzungen des Projektes auf unsere Schule allgemein auf. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den sozialen Interaktionen und der Verantwortung innerhalb einer Schule.
Als Beispiel dienen die Aufgaben und das Miteinander der drei Sekretärinnen, Frau Ortmann, Frau Mathon und Frau Pick, die als Dreh- und Angelpunkt der Schule fungieren. Hier wird das Thema „Würde“ besonders wichtig: Wie kann ein respektvolles und verantwortungsbewusstes Arbeitsumfeld geschaffen werden? Welche Rolle spielt die Kommunikation zwischen den Sekretärinnen und den anderen Schulmitarbeitern und wie geht man mit stressigen oder herausfordernden Situationen um?
„Es ist spannend, auch alltägliche Aufgaben im Kontext Schule durch die Brille von Würde und Verantwortung zu betrachten“, sagt die Schulleiterin Frau John. „Die Sekretärinnen sind nicht nur die ersten Ansprechpartnerinnen, sondern auch ein Ort, an dem Werte wie Respekt und Zusammenarbeit sichtbar werden.“
„Das Sekretariat einer Schule ist weit mehr als ein bürokratischer Arbeitsplatz – es ist das Herz der Schule, der zentrale Ort, an dem täglich viele Fäden zusammenlaufen. Sekretärinnen sind die erste Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler, Lehrer, Eltern und Gäste. Ihre Arbeit, oft unsichtbar, sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Schulalltags. Sie bearbeiten Anfragen, Anmeldungen und administrative Aufgaben, und sind ständig im Kontakt mit der Schulgemeinschaft“, so der Stellvertretende Schulleiter Herr Bach.
Auch in seinem Büro steht der König zeitweise und ist ein schöner Gesprächsanlass bei Besuchern, wie Herr Bach berichtete.
Die Kommunikation im Sekretariat ist essenziell. Mit Taktgefühl und Diplomatie vermitteln sie zwischen den unterschiedlichen Interessen und sorgen dafür, dass alle Anliegen gehört werden – oft unter hohem Zeitdruck. Neben Organisationstalent und Fachwissen ist ihre Arbeit von Empathie, Geduld und Verständnis geprägt. Sekretärinnen hören zu, bieten Unterstützung und sind oft eine vertrauensvolle Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler. Sie bringen Ruhe und Klarheit in stressige Situationen.
In einer Zeit zunehmender Anforderungen an Schulen sind Sekretärinnen eine unverzichtbare Unterstützung, die weit mehr leisten als oft erwartet.
„Wir danken unseren Sekretärinnen für die unermüdliche Arbeit, Geduld, Freundlichkeit und ihr Engagement. Sie sind ein wertvoller Teil der Schulgemeinschaft, der dafür sorgt, dass die Schule als Ort des Lernens und Wohlfühlens funktioniert“, so Frau John.
Abschluss: Ausstellung im Begegnungsgarten und Reflexion
Der Höhepunkt des Projektes wird eine Ausstellung im Begegnungsgarten (ehem. Außengelände des Kath. Kindergartens in Dillenburg) der kreativen Ergebnisse der Studierenden sein, bei der die Studierenden ihre kreativen Arbeiten präsentieren.
Dies wird abschließend begleitet von einer Reflexion und Evaluation der Arbeit innerhalb des Projektes.
„Wir möchten mit diesem Projekt nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern den Studierenden auch praxisnahe Möglichkeiten bieten, sich kreativ mit den großen Themen der Menschlichkeit auseinanderzusetzen, welche nicht nur für ihren gewählten Beruf von Bedeutung sind“, betont Frau Dehmer.
Das Projekt geht somit weit über den klassischen Unterricht hinaus und fordert die Studierenden zu einer ganzheitlichen Auseinandersetzung mit den grundlegenden Werten unserer Gesellschaft heraus, dies ist ganz im Sinne der Aufgaben einer Europaschule.
von Katharina Dehmer